Ein neuer Bericht, der heute im Unterhaus des britischen Parlaments vorgestellt wurde, demonstriert, dass ein Verzicht Großbritanniens auf die Erneuerung des britischen Atomwaffenprogrammes „Trident“ keinen zwingenden schweren Arbeitsplatzverlust zur Folge hätte.
Der englischsprachige Bericht, „Defence Diversification: International learning for Trident jobs,” untersucht weltweite Rüstungsdiversifikation und Konversionsprojekte auf ihre Anwendungsmöglichkeit in Großbritannien. Demzufolge wäre es möglich, die Fachkräfte, Technologien und Infrastruktur der Atomwaffenindustrie in anderen Fachbereichen und Industrien anzusiedeln, welches einen Nettonutzen für das gesamte Land mit sich bringen würde.
„Es ist noch nicht die politische Linie der Labour Partei „Trident“ abzuschaffen,“ meint der Abgeordnete des Unterhauses Fabian Hamilton, Mitglied von PNND und Schattenminister für Frieden und Abrüstung.
„Ist es jedoch nicht besser für Großbritannien die Fähigkeiten und Industrien, die wir für Massenvernichtung und Zerstörung aufgebaut haben, stattdessen für die Verbesserung unseres Lebens einzusetzen? Ich stehe dafür ein, dass wir uns nicht nur von Atomwaffen lossagen, sondern dabei auch gleichzeitig Arbeitsplätze sichern.“
Barnaby Pace, Forscher und Autor des Berichts, merkt dabei an, dass viele Bereiche in der zivilen Wirtschaft von den Fachkräften, der Technologie und den Ressourcen der Atomwaffenindustrie profitieren würden. Darunter wären erneuerbare Energien, die Elektronikindustrie, der Maschinenbau und sogar der Tourismus. Um den Erfolg einer solchen Konversion zu garantieren, ist allerdings die Teilnahme aller Bereiche der Industrie, also des Managements, der Arbeiterschaft und der lokalen Kommunen und Gesellschaften, notwendig.
„Bei der Entscheidungsfindung ist es wichtig, dass hochwertige Arbeitsplätze und die Kommunen, die eng mit der Rüstungsindustrie verbunden sind, priorisiert und geschützt werden,“ meint Paul Nowak, stellvertretender Generalsekretär des „Trades Union Congress,“ dem gewerkschaftlichen Dachverband in Großbritannien. „Die Gewerkschaften und die Arbeitnehmerschaft sollten ein Mitspracherecht haben, wenn es darum geht, neue Möglichkeiten für hochqualifiziertes Personal in der Rüstungsindustrie und anderen Ingenieurswissenschaften zu schaffen.“
Der Bericht zeigt ebenfalls, dass eine erfolgreiche wirtschaftliche Konversion in die zivilen Industriezweige den Eingriff der Regierung benötigt. Das ist nicht nur der Fall um Arbeitsplätze zu schützen, sondern auch um die Rüstungsindustrie zu einer breiteren Aufstellung und zur Arbeitsplatzumwandlung zu bewegen. In diesem Zusammenhang verkündete Fabian Hamilton, dass eine Regierung der Labour Partei die Wiedereinrichtung einer „Defence Diversification Agency“ mit hinlänglichen Ressourcen beschließen würde.
Alyn Ware, Globaler Koordinator der Parlamentarier für Nukleare Nicht-Verbreitung und Abrüstung, der vor dem Unterhaus sprach, bestätigte, dass die Hersteller von Atomwaffen, sowie andere Waffenhersteller, einem Wandel zögernd gegenüberstehen würden, selbst mit der Unterstützung aus der Politik und der Kooperation der Arbeiter. Höchstwahrscheinlich wären weitere Anreize nötig, um die Unternehmen zu bewegen. Dies sei der wesentliche Grund hinter der wachsenden Bewegung öffentliches Geld aus der Atomwaffenindustrie zu desinvestieren.
Die Studie wurde von dem „Nuclear Education Trust“ in Auftrag gegeben. Peter Burt, Aufsichtsratsmitglied der Stiftung, fasst abschließend zusammen: „Unsere unabhängige Analyse internationaler Erfahrungen der Verteidigungsdiversifikation zeigt uns, dass eine Regierung proaktiv die Grundlagen für eine erfolgreiche Umwandlung von qualifizierten Arbeitsplätzen in der Rüstungsindustrie zu qualifizierten Arbeitsplätzen im zivilen Sektor gestalten muss. Die Grundlagen umschließen die Beteiligung von Stakeholdern, einschließlich der Arbeiter und Gesellschaft, sowie die Unterstützung durch die lokale, regionale und nationale Politik.“